Neuer Sensationsfund in Herxheim am Berg:
Ein bis zu 22.000 Jahre altes „Feuersteinwerkzeug“ aus der Altsteinzeit entdeckt!!!
Jetzt ist es amtlich: Das am 23. Januar 2018 zufällig entdeckte Feuersteinartefakt in der Nähe des „Naturdenkmals Karsthöhle“ ist eindeutig ein seltenes Überbleibsel von Altsteinzeitmenschen! Im Rahmen der Vorbereitungen eines geplanten „geotouristischen Wanderwegs“ in Herxheim am Berg wurde dieser neue Fund durch den Ortshistoriker Eric Hass und den Winzer Philipp Petri aus einem Hang „in situ“ geborgen.
Bereits 2002 haben der bekannte Heimatforscher Otto Gödel aus Leistadt und ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesmuseums in Trier 4 kleine Abschläge aus Feuerstein im Umfeld der Karsthöhle gefunden, welche vom Speyerer Amt für archäologische Denkmalpflege in die späte Altsteinzeit (zw. 20.000-15.000 v. Chr.) datiert wurden. Die Archäologin Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz vom Speyerer Denkmalamt nahm damals die steinzeitlichen Artefakte entgegen und veranlasste eine Zeichnung der kleinen Fundstücke für die Archivierung in der Herxheimer Fundkartei im Landesdenkmalamt.
Das neue Feuersteinartefakt wurde kürzlich vom Archäologen Dr. Dr. Axel von Berg, Direktor der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, begutachtet und auch eindeutig in die jüngere Altsteinzeit (spätes Jungpaläolithikum zwischen 20.000 und 10.000 v.Chr.) datiert. Der Mainzer Steinzeitexperte bezeichnet die Funktion des Herxheimer Feuersteinartefaktes als „klassischen“ >Klingenkratzer< mit steil retuschierter „Kratzerkappe“ (siehe Fotos im Anhang). Das Rohmaterial hierzu wurde aus nordischem Feuerstein gewonnen, auf dessen Oberseite (dorsal) heute noch punktuelle „Rostspuren“ zu erkennen sind. Diese Anhaftungen sind typisch für solche Ackerfunde, so der Steinzeitexperte. Die Unterseite des Artefaktes (ventral) zeigt an mehreren Stellen feine Ablagerungen von Wurzelglanz, welche durch die Jahrtausende dort entstanden sind. Dies stellte der ehem. Landesarchäologe von Sachsen- Anhalt, Dr. Rengert Elburg, am 1. März 2018 im Rahmen eines Steinzeitvortrages im Stadtmuseum Bad Dürkheim unter einer Augenlupe fest.
Bei der Flurbereinigung 2007/2008 wurden außerdem in der Nähe des „Naturdenkmals Karsthöhle“ mehrere unbearbeitete Rohknollen aus Feuerstein von dem hiesigen Heimatforscher Eric Hass gefunden, welche sich heute, zusammen mit anderen Steinzeitfunden aus der jüngeren Steinzeit, in einer Glasvitrine im Herxheimer Dorfgemeinschaftshaus befinden.
Der renommierte Geologe Prof. Dr. Harald Ehses, welcher bereits Ende Januar 2018 den Fundort des Feuersteinartefaktes gezeigt bekam, erkannte sofort, dass sich dieser rund 9 cm lange und etwa 2 cm breite „Klingenkratzer“ , der sich im oberen aufgefüllten Teil des Feldweghanges befunden hat, ein besonders wertvolles Stück ist. Die unteren Gesteinsschichten im Hangeinschnitt der Fundstelle bestehen aus originalen Kalksteinschichten des Tertiärs, die vor über 20 Millionen Jahren dort entstanden sind. Somit ist in der oberen Ablagerungsschicht (Füllschicht) durchaus noch mit weiteren Feuersteinartefakten zu rechnen. Deshalb empfehlen der Geologe und der Landesarchäologie, alle zukünftigen Erdarbeiten in dem Bereich um die Karsthöhle mit ihren bisher nachgewiesenen archäologischen Fundstücken aus der Steinzeit, besonders im Auge zu behalten!
Der Archäologe Prof. Dr. Helmut Bernhard schrieb schon im Jahresbericht der archäologischen Denkmalpflege im Jahr 2000, dass dieses Gebiet stark an ein altsteinzeitliches Siedlungsmuster erinnert und dass bei der Aussicht auf eine mögliche langjährige Grabung, bei den Archäologen keine Freude aufkommen würde. Diese Einschätzung ist heute umso interessanter, da inzwischen eine neue Bundesstraße (B271 West) mit tiefen Geländeeinschnitten und einer Talbrücke durch dieses fundreiche Gebiet geplant ist.