Spannende Infos zum Naturdenkmal Karsthöle

Spannende Infos zum Naturdenkmal Karsthöle das durch den geplanten Bau der B271 West (neu) und die dafür durchzuführenden Sprengarbeiten und Vibrationen zum Einsturz verurteilt ist.  Pro-Ost e.V. setzt sich dafür ein dass es nicht soweit kommt und das Naturdenkmal auch für folgende Generationen erhalten bleibt.

Entstehung:

Die aus Kalkgestein aus dem Erdzeitalter Tertiär (genauer gesagt aus dem Miozän) bestehende Karsthöhle, befindet sich am südlichsten Rand des „Mainzer Beckens“ und gehört geologisch gesehen zur sogenannten „Wiesbaden-Formation“. Der gesamte Herxheimer Felsenberg, zu der auch die Karsthöhle gehört, besteht hauptsächlich aus Kalkalgen-Riffgestein und ist durch Ablagerungen aus toten Meeresalgen, Muscheln, Schnecken und anderen Meerestieren vor rund 20 Millionen Jahren entstanden. Im flachen Süßwasser und in Brackwasserlagunen am Rande des Oberrheingrabens lagerten sich in Millionen von Jahren bis zu 6-8m dicke, massive Kalkschichten ab und schufen so das sogenannte >Naturschutzgebiet Felsenberg – Berntal<.

Die Karsthöhle selbst ist wesentlich jünger als deren Kalkgesteine. Sie entstand in einer Zeit, in der ein feuchtwarmes Klima herrschte und die Kalkberge im Vorland der Haardt mit dichten Wäldern bedeckt waren. Unter dem Waldboden herrschten Verhältnisse, in denen Gesteine wie Kalk durch Kohlensäure und auch Huminsäure aus dem Wurzelbereich der Bäume aufgelöst werden konnten. Beide Kalkstrukturen, die Karsthöhle und das Karrenfeld oben beim Felsenberg (s. Abb.1), sind also überwiegend durch Lösungsprozesse (Stichwort:„Karsterscheinung“) von Huminsäure und Kohlensäure entstanden. Die Kalkauflösung erfolgte bevorzugt im sauren Boden- und Niederschlagsmilieu entlang von Rissen und Spalten, die hier zahlreich in unmittelbarer Nähe eines großen tektonischen Bruches (Rheingraben) vorkommen. Durch diese Lösungsprozesse wurde in etwa 5 Millionen Jahren die rund 11m lange und an ihrer höchsten Stelle etwa 1,60m hohe Karsthöhle gebildet. Die insgesamt ca. 45m2 große Höhle besteht aus zwei Räumen (Höhle 1 + 2), die durch einen Kriechgang (s. Abb.2) miteinander verbunden sind und deren gesamter Rauminhalt fast 60m3 umfasst. Die Höhle hatte ursprünglich drei Öffnungen nach Osten (s. Abb.3) und setzte sich nach Westen und nach Süden in kleinen, nicht passierbaren Spalten (s. Abb.4) und Röhren, den sogenannten „Schlotten“ (s. Abb.5), fort. Die Höhle 1 (s. Abb.6) ist der südliche Hohlraum, welcher am höchsten ist und in dem einst der größte Eingang war. Als Höhle 2 wird der Raum unmittelbar hinter der heutigen Schutztür bezeichnet, in der auch der „Doppelschwanz“ und die „weiße Höhlenassel“ gefunden wurden (s. Abb.7). Die Höhlendecke ist heute nicht einmal mehr einen halben Meter dick (s. Abb.8) und die meisten Lebewesen sind im Eingangsbereich in die Fallen gegangen (s. Abb.9). Eine 2006 durchgeführte geophysikalische Untersuchung (s. Abb.10) zeigt außerdem, dass noch weitere, bisher nicht betretene größere Hohlräume (evtl. ein Höhlensystem), unmittelbar südlich der Höhle 1, vorhanden sind. Die „Herxheimer Karsthöhle“ ist unter 6415/004 mit dem Namen >Karsthöhle< im Höhlenkataster Rheinland-Pfalz/ Saarland eingetragen.

Entdeckung:

Die Höhle, deren Eingänge in den 1960er Jahren von einem Winzer mit Sand und Geröll zugeschüttet wurde, wurde 1998 durch den Herxheimer Ortshistoriker Eric Hass wiederentdeckt und 2001 an der heutigen Stelle der Türsetzung aufgegraben. Der Wiederentdecker las in der 1960 erschienenen Herxheimer Ortschronik von Jakob Berlet über die Existenz der Höhle und forschte nach, bis er sie fand. Bekannt war die Höhle jedoch schon im 19.Jh., sie wurde erstmals 1899 in einer heimatkundlichen Veröffentlichung des örtlichen Dorfschullehrers Friedrich Baumann erwähnt. In den „Leininger Geschichtsblättern“ von 1905 wird die Höhle auch in der Literatur beschrieben und erwähnt, dass Dr. Christian Mehlis 1873 die Höhle untersucht und dort einige archäologische Funde gemacht hat.

Funde:

Die ersten archäologischen Funde in der Höhle wurden bereits im 19.Jh. gemacht. Zu ihnen zählen Schnallen und Ringe, welche von Dr. C. Mehlis erwähnt wurden, ebenso ein breites Schwert mit römischen Schriftzeichen. Mit Metallsuchsonden wurden im Jahr 2007 durch Trierer Spezialisten auch 5 röm. Münzen und zahlreiche Knöpfe, Schnallen, Gewehrkugeln und andere Geldmünzen um die Höhle herum gefunden. Zwei rund 7000 Jahre alte Bruchstücke von Steinbeilen aus der Jungsteinzeit wurden außerdem 2003 westlich der Karsthöhle entdeckt (s. Abb.11). Die ältesten Funde bei der Karsthöhle sind jedoch 3 Feuersteinartefakte (s. Abb.12), zwei Feuersteinabschläge und eine Pfeilspitze, welche von Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz ins „Jungpaläolithikum“ (zw. 20000-15000 v.Chr.) datiert wurden. Feuersteinknollen wurden ebenfalls neben den drei Feuersteinfunden in den Weinbergen aufgesammelt, welche geologisch in unserer Region nicht vorkommen und daher vom Steinzeitmensch importiert wurden. Diese Feuersteinartefakte stellen die ältesten Funde in der „Urlaubsregion Freinsheim“ dar und belegen mit einem Feuersteinbohrer aus der gleichen Zeit (s. Abb.13), welcher in den 1960er Jahren von Otto Gödel aus Leistadt in der Nähe des Felsenberges gefunden wurde, die frühe Anwesenheit des Steinzeitmenschen.

Ein Knochenspatel/ Pfeil (s. Abb.14), welcher der Herxheimer Winzer Wilhelm Gabel in den 1930er Jahren in einer Schlotte der Höhle 1 gefunden hatte, wurde 2005 nach einer C14- Altersbestimmung um 2000 v.Chr. datiert und ist somit etwa genauso alt wie ein Mühlstein, den man zuvor in der Südgewann von Herxheim gefunden hatte. Ob die Höhle in der Steinzeit bewohnt war, können wir archäologisch nicht belegen. Jedoch liegt der Schluss nahe, da durch die Türöffnung nach Osten am Tag viel Licht und Wärme in die Höhle eindringen konnte, und durch den weiten Blick in die Rheinebene eine bestmögliche Sicht auf Nahrung, wie z.B. grasende Wisente oder Mammuts, geboten war.

Tierleben:

Seit 2006 wird in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Herxheim am Berg und des Referates für Biospeläologie VdHK (Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V.) die Fauna der Höhle untersucht (Abb.15). Obwohl die Höhle recht trocken ist, konnten darin inzwischen u.a. 10 Tierarten nachgewiesen werden, wie z.B. Schnecken, Zwerg-/Doppelfüßer, Deckennetzspinnen (s. Abb.16), Zecken, Milben, Springschwänze, Käfer, Mücken, Asseln und Doppelschwänze. Ein Jahr lang wurden 4 Fallen (s. Abb.17) jeden Monat in der Höhle geleert, in welchen dann zwei besondere „Tierchen“ gefangen wurden. Im Jahr 2008 meldete der Höhlenbiologe Dieter Weber aus Haßloch als >Erstfund< in der Pfalz (s. Abb.18) eine „weiße Höhlenassel“(Trichoniscoides helveticus) und 2009 einen „Doppelschwanz“ (Campodea/ s.str.meinerti), das erste Exemplar dieser Art in Deutschland (s. Abb.19). Beide Lebewesen sind zwischen 2-3mm groß und bilden noch heute eine lebende Population in der Karsthöhle. Durch den Fund dieser beiden seltenen Höhlentiere wurde die „Herxheimer Karsthöhle“ im März 2012 von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim zum >Naturdenkmal< erklärt (s. Abb.20). Einige Tierarten in den Ethandiol- Fallen konnten bis heute mangels Experten noch nicht bestimmt werden, daher rechnen wir in den nächsten Jahren mit weiteren seltenen Exemplaren von Höhlenbewohnern.

Im Sommer 2014 wurde der Höhleneingang mit einer Schutztür gesichert und seit dem Frühjahr 2015 steht diese Infotafel, welche durch das Land mitfinanziert und durch die Gemeinde Herxheim am Berg aufgestellt wurde. Den Text dieser Infotafel verfasste der Herxheimer Heimatforscher Eric Hass.

(Mehr Infos über die Karsthöhle finden Sie im „Heimatjahrbuch 2011“ vom Landkreis Bad Dürkheim, S.148-157 oder in der Fachzeitschrift: „Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. München“, Jahrgang 57- 1 Quartal Nr. 1/ 2011)

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